Ein große Trauergemeinde nahm Abschied von P. Raphael Schweinberger der sehr unerwartet im 82. Lebensjahr zu Gott heimgerufen wurde.
Die Predigt des Abtes mit den wesentlichen Lebensstationen unseres Mitbruders:
Geschätzte Verwandte unseres verstorbenen Mitbruders, liebe Mitbrüder, ein Gruß dem Vertreter der Diözese, ein Gruß allen, die zur Kolpingfamilie gehören und heute hier sind, ein Gruß an die große Trauergemeinde aus unseren Pfarren, ein Gruß den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Stiftes und ein Gruß jenen, die mit P. Raphael freundschaftlich verbunden waren!
Ganz plötzlich kam für unseren Mitbruder die Zeit des Heimgangs zum himmlischen Vater, die Zeit, Abschied zu nehmen von dieser Erde. Ich möchte kurz einige Stationen auf seinem Lebensweg nennen:
Rudolf Schweinberger wurde im Jänner 1943 im niederösterreichischen Niederabsdorf geboren. 1954 kam er ins Gymnasium Schlierbach und wurde, nachdem er Choroblate gewesen war, im August 1964 eingekleidet. Er erhielt den Namen Raphael. Sein Studium absolvierte er in Innsbruck und Linz, später in Graz und das Doktoratsstudium ebenfalls in Graz. Auf die Feierliche Profess 1967 folgten die damals noch üblichen Niederen Weihen. Am 2. Juli 1968 wurde er hier in der Stiftskirche Schlierbach zum Priester geweiht, mit anschließender Primiz in der Heimat. Seine Tätigkeit als Seelsorger begann er in Schlierbach, dann folgte Kirchdorf, er war zudem Lokalkaplan in Inzersdorf, Seelsorger in Mariazell und Pfarrer in Schlierbach. Nach seinem Doktoratsstudium unterrichtete er kurze Zeit als Religion am hiesigen Gymnasium und in der Landwirtschaftsschule. 1990 kam P. Raphael als Pfarrer nach Wartberg. Dort engagierte er sich besonders für die Innenrenovierung der Kirche, aber auch Kindergarten und Aufbahrungshalle wurden in dieser Zeit neu gebaut. Pfarre und Marktgemeinde danken ihm für diese guten 12 Jahre. 2002 bis 2006 wirkte P. Raphael als Pfarrer in Kirchdorf, ehe er als Aushilfspriester in das Stift zurückkehrte.
Nachdem unser Mitbruder in Kirchdorf die Kolpingfamilie kennengelernt hatte, blieb er dieser Zeit seines Lebens verbunden. Von 1993 bis kurz vor seinem Tod fungierte er als Diözesanpräses des Kolpingwerks. Viele haben P. Raphael als Traupriester, als Taufpriester und als Begleiter bei Beerdigungen in Erinnerung. Zu diesen vielen Menschen hielt er auch immer Kontakt. Jede Woche verschickte er eine große Zahl an Briefen und Grußkarten. So manche Familie hat er über Generationen begleitet. Die Diözese dankte für sein Engagement mit den Titeln Geistlicher Rat und Konsistorialrat. Kolping ehrte ihn mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Bundesverbandes.
Nach einem Sturz vor einigen Jahren wurde ihm das Gehen zunehmend mühsamer. Trotzdem nahm P. Raphael regelmäßig an den Gebetszeiten teil und konnte bis zuletzt auch seelsorglich wirken. Niemand rechnete mit seinem so plötzlichen Heimgang am Montag. Mehrmals bat er schriftlich darum, dass es bei seinem Begräbnis weder Ansprachen noch Totenbild noch Parte geben solle. „Einfache Totenmesse“. So lautete sein Wunsch.
Meinen zweiten Gedanken möchte ich aus den Schriftlesungen, die wir eben gehört haben, entwickeln. Es sind Lesungen des Advents und in den ersten Tagen dieser Adventszeit ist P. Raphael verstorben. Advent ist ein Begriff, der aus dem täglichen Sprachgebrauch immer mehr verschwindet. Vorweihnachtszeit wird langsam daraus, und auch im Bewusstsein, im Empfinden und Feiern des Advents hat sich viel geändert. Das wissen und spüren wir alle. Advent erinnert zunächst an sein Kommen, an das Kommen des Erlösers vor 2000 Jahren. Die Zeit des Wartens hatte ein Ende, der Messias kam, anders als erwartet, viel stiller und bescheidener, spürbar nur für wenige. Advent ist demnach die Zeit der Erinnerung an das erste Warten auf sein erstes Kommen damals in Bethlehem. Advent ist aber auch die Zeit des Christen schlechthin. Alle sind wir Wartende, Wartende auf ihn. Advent heißt dann aber auch, wachsam sein für sein Kommen, auch für sein Kommen am Ende unseres persönlichen Lebens. Unser ganzes Leben lang heißt es daher, wachsam zu sein.
Wir haben uns heute versammelt, um Abschied zu nehmen. Abschied denkt natürlich auch zurück an die Lebenszeit, an Erlebnisse und Gespräche, an Begegnungen. Abschied aus christlicher Perspektive weiß aber auch, dass nach jedem Advent eine Festzeit folgt, in der der Glanz Gottes alles überstrahlt. Die adventlichen Texte von Lesung und Evangelium trösten und stärken uns im Glauben. Der Prophet Jesaja spricht vom Ganz-neu- Sein des Lebens, ganz anders als jenes, wie er es selbst erlebte und mit ihm die vielen Menschen. Wenn Gott kommt ist ein Fest, dann zerreißt die Hülle, dann ist das Leben vollkommen, vollendet, dann gibt es keine Tränen mehr, dann ist Jubel für immer. So der Prophet als Wort des Trostes für die Seinen, die warten auf die Ankunft des Messias, die Advent erleben und in diesem Lebensadvent viel erleiden. Im Evangelium hat Johannes der Täufer auf Jesus verwiesen durch den alles heil wird. Lahme gehen, Blinde sehen und Tote stehen auf. Mit ihm ist die Erwartung erfüllt und das Heil angebrochen. Das ist unser Glaube, der Glaube, an einen Gott des Lebens, der uns Menschen nicht im Tod lässt, der auferweckt und neues Leben schenken wird. Das erbitten wir heute für unsere Verstorbenen, das erwarten und glauben wir für uns alle.
Advent heißt in Erwartung des Kommenden leben. Für P. Raphael ist diese Zeit der Erwartung zu Ende und sein Glaube in ein Schauen übergegangen. Uns bleibt der Glaube an die Auferstehung und an ein Wiedersehen bei Gott, wenn auch unser Advent zu Ende gegangen ist und auf die Erwartung das Fest folgt. Ein Fest ohne Ende, bei dem Gott selbst Mitte und Ziel, bei dem Gott selbst Erfüllung sein wird. Wir erleben Advent, die Zeit des Wartens, der Advent des Lebens hat ein Ende, wenn die Freudenzeit angebrochen ist und Weihnachten, ewige Festzeit sein wird. Unvergleichlich schöner und anders als hier im irdischen Leben: himmlisch.