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Am Abend des 3. Jänner gedachte der Konvent des Stiftes und eine große Feiergemeinde des bedeutenden Abtes von Schlierbach, Abt Alois Wiesinger. Er starb am 3. Jänner 1955.

Der Gottesdienst war aber besonders der Trauergottesdienst für P. Meinrad Schröger, 2. Abt von Jequitiba.

Viele Verwandte, Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter feierten mit und beteten für P. Meinrad.

Aus der Predigt des Abtes:

Wir denken bei diesem Gottesdienst an Abt Dr. Alois Wiesinger. Heute vor 70 Jahren starb dieser bedeutende Abt unseres Klosters völlig überraschend. Beim Mittagstisch spürte er Schwäche, wurde in die Abtei gebracht und verstarb wenige Stunden später. Die Mitbrüder konnten sich noch von ihm verabschieden. Als Abt Alois gewählt wurde, stand die Welt inmitten des Ersten Weltkrieges, der Konvent war klein und das Haus in schlechtem Zustand. Er selbst nur 32 Jahre alt. Eine mutige Entscheidung, ihn zu wählen. Groß sind seine Verdienste um unser Kloster. Die Gründung des Gymnasiums, die Einladung die Winterschule in den Stiftsgebäuden unterzubringen. Gründung der Käserei, Gründung der Gärtnerei, Aufnahme der Glaswerkstätte ins Haus, Aufbau der Landwirtschaft. Dem zu Grunde lag die Gründung des Laienbrüderinstitutes nach Vorbild der frühen Zisterzienser. Ihm war ein besonderes Anliegen auch die geistige, geistliche Erneuerung im Konvent und den Pfarren des Stiftes. Selbst in äußerster Armut geboren, beschäftigte sich Abt Wiesinger mit der sozialen Frage, das Buch „Operismus“ entstand. Die soziale Frage bewog ihn aber auch, die Gründung eines Missionsklosters zu erwägen. Dies gelang 1939 in Brasilien und Abt Alois war selbst dort bis 1946 tätig. Am 3. Jänner 1955 verstarb dieser die Geschichte Schlierbachs so prägende Abt, heute vor 70 Jahren, er hinterließ einen großen Konvent und ein verändertes Schlierbach. Nach Wiesingers Rückkehr nach Europa wurde Anton Moser, Oberer des Kloster Jequitiba und ab 1950 Abt. Bis 1996, also durch 50 Jahre leitete dieser das Kloster.

Hier findet sich die direkte Linie zum zweiten Gedenken des heutigen Tages und dieses Gottesdienstes. Als Abt Anton Moser zurücktrat, wurde P. Meinrad zum 2. Abt von Jequitiba gewählt. Seiner gedenken wir heute und danken ihm für sein herausragendes Lebenswerk und Beispiel.

In Julbach geboren, kam er zur Gärtnerlehre nach Schlierbach, begann mit 18 Jahren die Schulzeit am Gymnasium und trat 1962 in das Kloster ein. In der Feierlichen Profess verband er sich zunächst dem Kloster Schlierbach. Nach der Studienzeit in Innsbruck wurde P. Meinrad am 2. Juli 1968 in der Stiftskirche mit P. Raphael und Wolfgang Fank aus Vorau zum Priester geweiht. Erste pastorale Aufgabe war die des Kaplans der Pfarre Micheldorf. Nach seiner Tätigkeit als Präfekt, Religionslehrer und einige Jahre auch als Leiter des Internats am Stiftsgymnasium ging P. Meinrad im September 1977 in die Mission. In Jequitiba wurde er zunächst Novizenmeister und Klerikermagister. Dabei galt sein Bestreben, eine Form des Zisterzienserlebens für den Nordosten Brasiliens zu finden. Die meisten der heute in Jequitiba Tätigen gingen durch seine Schule. Gleichzeitig übernahm er die Jugendseelsorge, und von 1994 bis 2004 hatte er auch das Amt des Pfarrers inne. Schon 1995 zum Prior des Klosters ernannt, wurde er nach dem Rücktritt von Abt Anton Moser 1996 zum Abt gewählt.

In seiner achteinhalbjährigen Amtszeit führte er vor allem Wirtschaftsreformen durch. Unter anderem ließ er ein Exerzitien-, Bildungs- und Erholungszentrum errichten, um für das Kloster eine wirtschaftliche Grundlage zu bilden, und gründete für die studierende Klosterjugend ein eigenes Studienhaus in Fortaleza. Sein Lieblingsprojekt war wohl die Gründung eines ‚Gymnasiums‘. Weitere wichtige Anliegen waren ihm der Bau von Schulen und die Agrarreform, verbunden mit einem Landkauf und die Errichtung von Familienhäusern. Viele Projekte wurden vom Land OÖ und die Missionsstelle der Diözese, anderen Klöstern unterstützt und von vielen Menschen unserer Heimat. Das Schlierbacher Missionswerk und viele private Geldgeber machten hier vieles möglich. Erwähnt sei der Ankauf eines Schulbusses, die Errichtung der Schulgebäude und die Ausstattung. Die notleidende Bevölkerung lag ihm am Herzen und er wusste, in der Schulbildung ist der erste Ansatz diese Not langfristig zu lindern. Mit großer Begeisterung zeigte er uns bei unserem Besuch 2017 diese Einrichtungen und er wurde überall überaus herzlich empfangen und gefeiert. Die letzten Jahre verbrachte P. Meinrad zurückgezogen, liebte seinen Garten und das Gebet, das Lesen und seine Gitarre, die vielen in Erinnerung ist. Langsam verließen ihn die Kräfte, er brauchte Pflege und Hilfen, ehe er am 26. Dezember ruhig in die Ewigkeit ging. Viele haben gute Erinnerungen an ihn, wir im Kloster an Besuche hier und drüben, viele aber auch aus Micheldorf, aus der Schulzeit und langwährenden Freundschaften und Unterstützungen. Viele haben dies schriftlich kundgetan. Möge Gott ihm reichlich lohnen!

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