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In Oberösterreich wirken derzeit fast 800 Ordensleute in den verschiedensten Einrichtungen und an verschiedenen Orten. Das jährliche Treffen der Ordensfrauen und Ordensmänner fand erstmals in Schlierbach statt. Der festliche Gottesdienst wurde vom Stiftschor mitgestaltet, die Sonne ließ die neu renovierte Stiftskirche besonders erstrahlen.

Mittags wurde gegrillt, die Gäste genossen beim Mittagessen die herrliche Aussicht über das Kremstal. Mitbrüder des Stiftes Schlierbach luden zum Rundgang durch das Kloster ein und hielten Führungen. Mit der Vesper, dem kirchlichen Abendgebet dem Abt Dr. Reinhold Dessl, Abt von Wilhering vorstand, endete der gelungene Tag der Ordensgemeinschaften.

In der Diözese Linz, im Land Oberösterreich gibt es derzeit:

17 männliche Ordensgemeinschaften mit 230 Ordensangehörigen und 18 weibliche Ordensgemeinschaften mit 566 Ordensangehörigen.

Ordensschulen: 23 Ordensschulstandorten 52 Ausbildungsformen mit 10.572 Schülerinnen und Schülern.

Gesundheit: 7 Ordenskrankenhäuser und 11 Alten- und Pflegeeinrichtungen einer Ordensgemeinschaft.

Predigt von Abt Nikolaus am Ordenstag

Wir gedenken heute des Heiligen Kornelius und des Heiligen Cyprian.

KORNELIUS Nachfolger des Papstes Fabian, in der Liste der Bischöfe von Rom Nummer 23.  Gewählt 251, gestorben 253. Damals gab die Frage, ob man die in der Verfolgung abgefallenen Christen wieder zur kirchlichen Gemeinschaft zulassen dürfe, Anlass zu einer Spaltung; Es gab die Ansicht, die Kirche könne den Abgefallenen keine Verzeihung gewähren. Kornelius vertrat eine wesentlich mildere Praxis.

CYPRIAN war in seiner Zeit der angesehenste Bischof von Nordafrika. Kurz nach 200 geboren, wurde er Lehrer der Rhetorik; um 248 wurde er zum Bischof von Karthago gewählt. Während der Verfolgungszeit regierte er seine Diözese von einem Versteck aus. Er erwarb sich theologisches Wissen durch das Studium der Heiligen Schrift und der Väter; er selbst hat mehrere Schriften verfasst, darunter eine Erklärung des Vaterunsers. Sein Amt verwaltete er mit Güte und Festigkeit, und er wurde allgemein geliebt und verehrt. Cyprian starb in der Verfolgung des Valerian den Märtyrertod am 14. September 258.

Nun lade ich euch ein, blickt nach oben, blickt umher, überall seht ihr Heilige. Gut, diese beiden sind nicht darunter. Aber ich habe gestern nocheinmal nachgezählt, nein, nicht an der Decke, im eigen Heftchen über die Ikonographie der Stiftskirche: Es sind 117 Frauen und Männer die hier dargestellt werden ; manche davon öfters. Heilige. Aber, ausgenommen die stattliche Zahl der jüngst Heiliggesprochenen, niemand weiß wie sie aussahen. Man hat kein Foto von Kornelius und Cyprian und nicht von unseren Ordensheiligen. Zu spät wurden der Fotoapparat und das Handy erfunden. Weder Portrait noch Selfie mit den alten Heiligen gibt es. Die Gestalten und Gesichter rund um uns sind Erfindungen der Baumeister Carlone. Heilige erkennt man an nicht an ihren Gesichtern, nur teilweise an der Kleidung, vor allem an ihren Attributen.

Die Statuen der Heiligen in unseren Kirchen tragen meistens etwas in der Hand. Manchmal ist es jenes Foltergerät, mit dem man sie umgebracht hat. Aber es kann auch etwas sein, das ihnen im Leben sehr wichtig war. Etwas, das ihr Leben zusammenfasst. Zum Beispiel eine Lilie als Symbol ihrer Lauterkeit. Oder ein brennendes Herz als Symbol eines inneren Feuers. Benedikt den Becher als Erinnerung an die Legende dass die Mitbrüder ihn vergiften wollten, und das Buch als Erinnerung an die Ordensregel die er uns schrieb.

In der Radiosendung „Einfach zum Nachdenken“ erzählte der Wiener Seelsorger Joop Roeland davon und fragte die vorwiegend jungen Hörer der Sendung: Wie ist das mit euch, wenn man eine Statue von euch anfertigen sollte? Als Heiliger oder auch so? Was wollt ihr in der Hand tragen? Es war eine Sendung, bei der die Hörer auch anrufen konnten. Es gab erstaunlich viele Anrufer. Ein Anrufer wollte einen Stein in der Hand halten, ein anderer gleich ein flammendes Schwert. Mancher Anruf war sehr berührend, so von einem Burschen, der schwer krank war. Er meinte, ihm bliebe nichts anderes übrig, als ein Kreuz in der Hand zu tragen.

Es kam noch ein Anruf aus einer Mittelschule, von einem Handy in der Pause. Eine junge fröhliche Stimme erzählte ihm von seinem Hobby: Rollerblade fahren. Fast seine ganze Freizeit verwende der junge Mann dafür. Rollerblades wären die große Freude seines Lebens. Und nun wollte er wissen, ob man als Heiliger auch mit solchen Rollschuhen dargestellt werden könne? Joop Roeland schien der Vorschlag sinnvoll. Denn: „Einen solchen Heiligen haben wir noch nicht!“

Heute möchte ich uns Ordensleuten, allen Mitfeiernden die Frage stellen, wäre am Hochaltar dieser Kirche ein Platz frei, würde sich der Abt dafür entscheiden, die ohnedies schon alten Kirchenlehrer oder oben die Evangelisten durch andere Figuren zu ersetzen, und eine oder einer von uns würde darauf als Statue Platz nehmen dürfen, was würden wir in die Hand bekommen, was macht unser Leben aus, was ist ein aussagekräftiges Merkmal? Ich lade ein, dies irgendwann in Stille zu überlegen.

Dieser Kirchenraum stellt uns viele Frauen und Männer vor Augen, die in ihrer Eigenartigkeit die frohe Botschaft mit Leben erfüllten und mit ihren Stärken Christus nachfolgten, betend, opfernd, liebend, helfend. Sie sind uns Vorbilder.

Vielleicht manche und mancher ein sehr edles Vorbild, aber für uns schier unerreichbar. Ich kann und möchte nicht radikal wie Franziskus alles hinter mir lassen und in radikalster Armut Christus folgen. Ich habe nicht die Standfestigkeit wie der Selige Franz Jägerstätter meinem Gewissen so treu zu folgen. Ich könnte nicht so mutig wie Benedikt einen Orden gründen, und ihnen so dauerhaft und klug Weisung schreiben. Und vielleicht, um bei der Geschichte zu bleiben, könnte man auch sagen, am Hochaltar ist sowieso kein Platz mehr frei und das Denkmalamt würde neue Figuren sowieso ablehnen. Er passt schon wie er ist. Dennoch, so gefüllt unsere Altäre sind, in der Welt ist noch genug Platz für Heilige, sie sind gesucht, mehr denn je.

Im Betrachten der Statuen und Bilder dieses Raumes, im Anschauen und Verehren der Heiligen frage ich mich, wie könnte denn heilig sein für mich heute aussehen, ohne meinen Alltag zu verlassen sondern in ihm? Wie kann es konkret aussehen, die Seligpreisungen, die wir als Kern der Botschaft Jesu wissen, in mein Leben umzusetzen? Für jede und jeden wohl anders, aber mit den Talenten in Herz und Hand, Talenten, die Gott uns geschenkt hat um mit ihnen Leben zu verwirklichen, Leben zu gestalten und Leben zu ermöglichen auch den Mitmenschen, wie Christus, wie Heilige es uns vorgelebt haben. Nicht nur die Heiligen halten Dinge in der Hand, uns ist es schon in Hand und Sinn gegeben mit unseren Eigenschaften, Stärken und Fähigkeiten Gutes zu wirken, Gutes zu denken. Schon mit kleinen Schritten wird dann unsere Umwelt von mehr Heiligkeit erfüllt, lebenswerter, geisterfüllter. Eine Ordensfrau sagte mir einmal, ich würde dann wohl mit einem Dialysegerät dargestellt werden, andere haben wohl ein Gebetbuch in der Hand, weil Arbeit aufgrund des Alters nicht mehr möglich ist, andere tragen Hirtenstäbe und andere Küchengeschirr. Attribute halten Heilige in der Hand damit sie erkannt werden, ich denke auch wir werden mit solchen Attributen zu erkennen sein. Gegeben sind sie uns, jeder und jedem.

So viel an Menschlichkeit bricht los, wenn diese täglichen Schritte gefunden und gegangen werden. „Seid heilig“ heißt es in der Heiligen Schrift, ein guter Tipp, ein passender Anspruch auch für uns. Auch wenn wir am Hochaltar keinen Platz haben für eine weitere Statue, in der Welt ist genug Platz für und genug Bedürfnis nach Menschen die diese anderen Programme verwirklichen und leben. Vielleicht denken wir auch an diese Zumutung, wenn wir diesen oder andere Kirchenräume sehen, Heilige verehren.

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